August 2020

Wettbewerbsbeitrag Neubau der ÜBAGartenbau
Bad Zwischenahn-Rostrup

Durch die Entscheidung für einen Neubau wird die ÜBA mit ihrer realitäts- und praxisnahen Ausbildung den erhofften kreativen Schub erhalten.

Es werden sich nicht nur die Angebote, die Ausstattung und die Ausbildungs-
möglichkeiten noch weiter verbessern, mit dem Neubau lassen sich nun auch die Auffindbarkeit und das gebaute Selbstverständnis der überregionalen Bedeutung entsprechend optimieren. Denn - so imposant die Gesamtanlage in ihrer Struktur und in der unmittelbar angrenzenden reizvollen Umgebung auch ist - die Auffindbarkeit der ÜBA im Gegensatz zu BBS, Bau ABC, BBZ ist nicht gut. Die Lage - quasi in zweiter Reihe für jetzt schon knapp 2000 TeilnehmerInnen pro Jahr - ist schwierig und führt, zumindest beim ersten Besuch, zu Irritationen in der Orientierung. Der Ortsfremde braucht daher mehr als eine Adresse – er braucht die Sicherheit, dass sein Gang durch ´s Mauseloch zwischen Feldscheune und angrenzenden Gewächshäusern der ´richtige Weg´ ist. Wie hilfreich und wichtig wäre es, wenn die Neuankömmlinge und Besucher zukünftig schon von weitem das Ziel sehen und ohne Zweifel erreichen könnten.

Wir nutzen beide Baufelder. Zum einen stellen wir möglichst reibungslose Funktionsabläufe sicher, zum anderen können wir die vorhanden besonderen Qualitäten des jeweiligen Baufelds
besser würdigen.

Auf Baufeld A wird das Produktionsgewächshaus / das Schulungs- und Aufzuchtgewächshaus platziert. Es fügt sich formal und in Bezug auf die Materialität wie selbstverständlich in die Reihe der Gewächshäuser ein, nimmt die Funktionalität und die Typologie des Bestandes auf. Hier gibt es kaum störende Verschattung, eine hohe Lichtausbeute und –versorgung für die Pflanzenvorräte und Menschen ist gesichert. Wir schlagen ein Breitschiff- Gewächshaus mit 9,60m Achsabstand und großem Volumen vor. Dieses ist mit einer über die gesamte Länge durchgehendenFirst lüftung ausgestattet, erzielt eine relativ hohe Belüftungsleistung und hat einen großen Luftpuffer über den Pflanzen. Das Breitschiff-Gewächshaus verfügt über einen effizienten Arbeitsbereich und eignet sich recht gut für interne Transportsysteme. Die gewünschten Außenflächen befinden sich an den Stirnseiten: im Nordosten für den Produktionsgartenbau mit Folienblock, im Südwesten zwar primär als Funktions-, Demonstrations- und Pflanzenstellfläche, aber auch als erkennbarer und erforderlicher Freiraum im Gesamtensemble der Bauten und speziell als Vorfeld vor dem Eingangsbereich und dem Empfang im zweiten Gebäude, auf Baufeld B.

Wir haben hier die Bereiche ´Halle mit drei Abteilungen und Schulungsräumen (GaLa-Bau)´ mit den ´Serviceeinrichtungen´ zusammengelegt. Ein offener, einladender und klar erkennbarer Eingang führt direkt zum Anmeldungs- und Informationsbüro, unmittelbar angeschlossen sind die Aufenthaltshalle / Mensa mit ´free flow´-Option, die Umkleide- und Sanitärbereiche sowie das zentrale Treppenhaus mit kombiniertem Personen- und Lastenaufzug (u.a. auch für Paletten) sowie die zweigeschosshohe GaLaBau-Halle mit drei identischen Abteilungen.

In die Halle fällt das Tageslicht großzügig durch die Verglasungen der nach Norden ausgerichteten Dachflächen und durch verglaste Tore am Ende der Fahrwege. Die Schulungsräumen (GaLa-Bau) befinden sich – mit guten Sichtverbindungen in die jeweilig zugeordnete Abteilung – im Obergeschoss. Anschauungsunterricht mit Pflanzen ist in diesen Räumen ebenso möglich, wie auf den zugeordneten Außenflächen. Auf dieser Ebene befinden sich auch alle Büros. Team- und Ausbilderbüro in offener Struktur liegen direkt neben dem Leitungsbüro. Die Außenbereiche um und auf diesem Gebäude sind vielfältig: die Aufenthaltshalle / Mensa erhält als Außenbereich ein Holzdeck am Teich, die Schulungsräume wie die Büros verfügen über die direkt zugeordnete Seminar-, Arbeits-, Anschauungs- und Aufenthaltsflächen mit Pflanzflächen – diese Flächen sind ebenso optionale Erweiterungsmöglichkeiten.

Das markante Erkennungs- und Orientierungszeichen kann der auch aus dem Park der Gärten erreichbare, begrünte Aussichtsturm werden. Wie selbstverständlich könnte damit der PdG zukünftig in die ÜBA integriert werden – oder umgekehrt.

Wir weichen den Unterschied zwischen ´U´ (PdG) und ´E´ (ÜBA) auf: zwei Treppenaufgänge werden in das vorhandene Wegenetz integriert, die leicht zu kontrollierende Zugangsmöglichkeiten bieten für die ´eigenen Leute´ wie für Externe Einblicke in die Hallen, Ausblicke ins Ammerland und Aufblicke auf das ebenso beeindruckende ÜBA-Gelände in Rostrup. Der grüne Turm ist eine ernst gemeinte Option. Keine kurzlebige Freizeitattraktion, kein Spektakel, sondern gerne wichtiger Bestandteil der Gesamtanlage - das markante (Wieder-)Erkennungszeichen.

Das ´Schaufenster des Gärtnerberufs´ der offenen Werkbereiche mit Ausrichtung zum Park der Gärten soll die werbewirksame und repräsentative Öffentlichkeitsarbeit für den Beruf abrunden, Interesse wecken und weitere, reizvolle Ein- und Ausblicke ermöglichen.

Die Neubauten auf beiden Baufeldern sind hoch beanspruchte Werk- und Ausbildungsbereiche. Sie müssen in Bezug auf Materialität und Konstruktion robust, funktional, pragmatisch, dauerhaft und langlebig sein, sollen geringe Pflege- und Bewirtschaftungskosten aufweisen. Die Gestaltung lässt daher keine Zweifel in Bezug auf Nutzung und Funktion aufkommen, die Erschließung und Zuordnung der Funktionsbereiche sind sinnfällig, entsprechen dem täglichen (Arbeits-) Leben. Die Gebäude sind kompakt, die Wegelängen möglichst kurz.

Die Gebäude passen sich nicht nur funktional sondern auch gestalterisch in den Kanon der Bestandsgebäude ein. Wir bauen weiter – selbstbewusst und zeitgemäß, profilieren uns aber nicht zu Lasten des relativ homogenen Bestands. Einfachheit verstehen wir als Angemessenheit, als schon heutige Rücksichtnahme auf das, was in späteren Schritten auch noch hinzugefügt und ergänzt werden soll oder muss. Der Blick auf das schlüssige Gesamtbild der Anlage imponiert uns sehr, wir möchten ein Potpourri an Gebäuden daher tunlichst vermeiden.

Wir schlagen eine Hallenkonstruktion aus Stahl mit massiven Brüstungssockeln (innen wie außen) und massivem Innenausbau (u.a. auch für den baulichen Schallschutz) vor. Die Büroräume im Obergeschoss sind darüber hinaus auch noch baulich von den Hallen getrennt. Oberhalb des anfahrgefährdeten Bereiches bestehen Fassade wie Dach – in Hinblick auf den Kostenrahmen - aus gedämmten, farbigen Isopaneelen. Alternativ können wir uns jedoch auch eine rotblaubunte Klinkerfassade gut vorstellen. Der Fensteranteil ist ausgewogen, nicht zu großzügig bemessen und mit außenliegendem Sonnen-und Blendschutz versehen.

´Unser Grün´ wird in diesem professionellen Kontext nicht als appliziertes Dekor, sondern vielmehr als ernstzunehmendes, souveränes Anschauungsobjekt und zur Verbesserung der Aufenthalts-und Arbeitsbereiche verstanden. Alle zugeordneten Außenbereiche sind grüne Arbeitsbereiche, zahlreiche Innen- und Außenwand- wie Dachflächen und der Turm können auf differenzierte Weise begrünt werden. Besondere ´grüne Wandflächen´ sehen wir darüber hinaus im Bereich des Aufenthaltsraumes, in den Schulungsräumen und in den Büros.

Der Beruf des Garten- und Landschaftsbauers wird erfreulicherweise immer beliebter. Wir sehen schon lange keine Schülerinnen und Schüler, keine Lehrlinge und Azubis – wir sehen junge, selbstbewusste Menschen mit großer Freude am Beruf, engagiert und zukunftsorientiert. Die neuen Gebäude auf Baufeld A und B sollen für die kurze Zeit des Aufenthalts daher über viele Jahre die optimale Umgebung für Theorie und Praxis, für Arbeit und Freizeit bieten – ergebnis und erlebnisorientiert.

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